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Am 1. April vor 100 Jahren wurde die von Hans Freiherr von Berlepsch auf Burg Seebach privat betriebene zur staatlich anerkannten Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz. Die alte Wasserburg gilt damit als älteste staatliche Vogelschutzwarte in Deutschland. Am 17. April wird das Jubiläum festlich begangen.

SEEBACH. Das Gemäuer hat wenig von seinem altehrwürdigen Glanz verloren. Die aus dem 12. Jahrhundert stammende Wasserburg Seebach bei Mühlhausen wurde zwischen 1911 und 1913 so umgebaut, wie man das Gebäude heute vorfindet. Doch steinerne Nisthöhlen an den Außenwänden, der vogelgerecht angelegte Park, die Volieren sind Anzeichen dafür, dass Vogelwelt und Burg eine Symbiose eingegangen sind. Seit 100 Jahren beherbergt das alte Gemäuer eine staatliche Vogelschutzwarte; sie gilt damit als die älteste in Deutschland. Burgherr Hans Freiherr von Berlepsch (1857 - 1933) hat seine Burg damit weithin berühmt gemacht. Als vor zwei Jahren in Hamburg feierlich begangen wurde, dass 100 Jahre zuvor der erste staatliche Vogelschutzwart in städtische Dienste gestellt wurde, da wurde auch ein Loblied auf das ferne Seebach angestimmt. "Er war bereit, seine in der Versuchsstation Seebach gemachten Erfahrungen in den Dienst der Stadt zu stellen", heißt es in der zu diesem Anlass herausgegebenen Broschüre. Diese Worte galten Otto Theil, 1906 Hamburgs erster Vogelschutzwart, der offenbar aus Seebach gekommen war.

Den Vogelschutz überhaupt erst populär gemacht hat aber vor mehr als 100 Jahren in Deutschland Hans Freiherr von Berlepsch auf seiner Seebacher Burg. Er gilt als dessen wissenschaftlicher Begründer. Zu einer Zeit, als im 19. Jahrhundert die Vogelfänger noch durch die Lande zogen, hatte Berlepsch den Vogelschutz zum Thema gemacht. Sein 1899 erschienenes Buch "Der gesamte Vogelschutz - seine Begründung und Ausführung auf wissenschaftlich natürlicher Grundlage" wurde damals ein Bestseller. Der Seebacher Burgherr folgte dabei ohne Zweifel einer weit zurückreichenden Familientradition. Nicht umsonst zieren wohl fünf Sittiche mit farbigen Halsbändern das Familienwappen.

Schon 1884/85 hatte der Landadlige damit begonnen, den Park seiner Burg in einen Vogelschutzpark umzugestalten. Aus dieser privaten Initiative ging die heute älteste Vogelschutzeinrichtung Deutschlands hervor. Berlepschs Ruf begründete sich außerdem durch die von ihm entwickelten künstlichen Nisthilfen. Damit sollten damals die Bestände nützlicher Singvögel wieder erhöht werden. Nach seiner Ansicht ein wirksames Mittel zur Schädlingsbekämpfung. Auf Berlepsch und seine Arbeit in Seebach soll auch die internationale Übereinkunft zum Schutze der für die Landwirtschaft nützlichen Vögel von 1902 (1. Internationale Vogelschutzkonvention) zurückgehen.

Am 1. April 1908 wurde die von ihm bis dahin privat geführte Einrichtung eine "Staatlich anerkannte Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz". Das liefert in diesem Jahr nun den Anlass, 100 Jahre Staatliche Vogelschutzwarte feierlich zu begehen. Die Festveranstaltung wird am 17. April auf der Wasserburg in Seebach stattfinden. Zunächst gibt es im Blauen Salon am Vormittag die Präsentation der Sonderbriefmarke "100 Jahre Staatliche Vogelschutzwarte Seebach" statt (diese Zeitung berichtete). Der Präsident der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, die seit 1991 die Vogelschutzwarte in Seebach betreibt, Klaus-Rainer Hoffmann, selbst wird die Gäste begrüßen.

Zwischen 14 und 17 Uhr am Nachmittag wird es ebenfalls im Blauen Salon eine ornithologische Vortragsveranstaltung geben. Der Leiter der Seebacher Vogelschutzwarte, Dr. Stefan Jaehne, wird sie moderieren. Angekündigt sind unter anderem Prof. Dr. Franz Bairlein (Präsident der Deutschen Ornithologen Gesellschaft) mit dem Vortrag "Vögel und Klimawandel"; Dr. Hans-Günther Bauer (Präsident des Deutschen Rates für Vogelschutz) mit "Neue Rote Liste der Brutvögel Deutschlands"; Stefan Fischer (Vorsitzender des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten) mit "Monitoring - Status der Brutvögel in Deutschland". Die Festveranstaltung klingt gegen 17 Uhr mit Erfahrungsaustausch und Besichtigung aus.

15.02.2008 Von Frank BÖRNER
Artikel der Thüringer Allgemeine" entnommen