(18.Oktober 1857 - 2. September 1933)
Hans Freiherr von Berlepsch wurde am 18. Oktober 1857 auf der damals 550 Jahre alten Wasserburg in Seebach bei Mühlhausen geboren.
Seit seiner frühesten Kindheit interessierte er sich für die Vogelwelt und widmete sich ornithologischen Beobachtungen und praktischen Versuchen zur Ansammlung von Vögeln in strukturarmen Agrarbereichen.
Das Familienwappen - fünf mit Halsbändern versehene Sittiche- weist auf eine tief verwurzelte Familientradition mit herrschaftlicher Vogelhaltung hin.
Nach seinem Abitur und während seiner Militärdienstzeit unternahm von Berlepsch viele Studienreisen, die ihn u. a. über Europa hinaus nach Afrika, Südamerika und später bis in die arktische Region führten. So sammelte er grundlegende Erkenntnisse über Lebensansprüche und Nistgewohnheiten der Vögel, welche er bei der Anpflanzung und Pflege von Vogelschutzgehölzen und besonders aber bei der Gestaltung des Vogelschutzparkes, den er bereits 1884/85 auf dem Gelände der Seebacher Wasserburg anlegen ließ, umsetzte.
Die Eindrücke, die er auf seiner Reise in Italien gewonnen hatte, veranlassten ihn die massenhafte Vernichtung von Zugvögeln im Süden und den daraus resultierenden Schaden für den heimischen Brutvogelbestand öffentlich anzuprangern. (2. Internationalen Ornithologenkongress)
Das Ziel von Berlepsch war es, eine Nisthöhle zu schaffen, die auf Grund ihres natürlichen Vorbildes von allen Höhlenbrütern bevorzugt angenommen werden sollte. Die Entwicklung einer solchen Nisthöhle gelang ihm, nach einer jahrelangen Sammlung und Analyse natürlicher Spechthöhlen und wurde als die „Berlepsche Nisthöhle“ weltweit bekannt.
In dem 1899 erschienen Buch „Der gesamte Vogelschutz- seine Begründung und Ausführung auf wissenschaftlich natürlicher Grundlage“, welches in 6 Sprachen übersetzt wurde und bis 1926 12 Auflagen erlebte, legte von Berlepsch seine bisherigen Erkenntnisse und Erfahrungen im praktischen Vogelschutz nieder.
Zu den Arbeitsschwerpunkten der Seebacher Einrichtung zählten u. a.: die Vogelschutzgehölze, Winterfütterung, Nisthilfen für Frei- und Höhlenbrüter, ihre Auswirkung auf die Siedlungsdichte von Vögeln, deren Nahrung und Einfluss auf Schadinsekten, Schutzmaßnahmen für Seevogelkolonien, Beiträge zum Vogelschutzrecht, so wie die Internationale Übereinkunft zum Schutze der für die Landwirtschaft nützlichen Vögel von 1902 ( 1. Internationale Vogelschutzkonvention).
Am 1. April 1908 wurde seine bisher privat geführte Einrichtung, die erste deutsche „Staatlich anerkannte Versuchs- und Musterstation für Vogelschutz“. Diese staatliche Förderung ermöglichte es, einen Leiter, der Ornithologe F. Schwabe und zwei Gehilfen einzustellen.
In den Jahren 1911-13 begann von Berlepsch seine Wasserburg in ihren heute noch bestehenden Zustand umzubauen. Er ließ in das Mauerwerk der Burganlage zahlreiche selbst entwickelte Niststeine einbauen. Somit bewies er, dass mit Rekonstruktion alter Gebäude nicht zwangsläufig der Verlust wichtiger Brutstätten verbunden sein muss.
Während des Burgumbaus veranstaltete er bereits mehrtägige Lehrgänge, in denen staatlichen Bediensteten aus Land- und Forstwirtschaft, aber auch Gärtnern, Lehrern und interessierten Privatleuten theoretische wie praktische Fragen des Vogelschutzes näher gebracht wurden.
1923 erhielt Hans Freiherr von Berlepsch die Ehrendoktorwürde der Friedrichs - Universität Halle-Wittenberg (Dr. phil. h. c.). Seine Verdienste zum Vogelschutz brachte ihm die Bezeichnung "Vogelbaron" ein, wie er im Volksmund auch heute noch genannt wird.
Im Jahre 1925 übergab er die Leitung der Seebacher Einrichtung an Dr. Karl Mansfeld.
Am 2. September des Jahres 1933 verstarb Dr. phil. h. c. Hans Freiherr von Berlepsch, der Altmeister des praktischen Vogelschutzes, und fand seinen Wunsch gemäß einer schlichten Ruhestatt auf dem Seebacher Friedhof.